Gus Spenos – It’s lovin‘ I guarantee


GUS SPENOS IT’S LOVIN‘ I GUARANTEE ALLES SUPER PLUS

Als ich den aktuellen Silberling des mir unbekannten Gus Spenos auf den Schreibtisch bekam, staunte ich zunächst nicht schlecht über das Drumherum: Ein Bursche mittleren Jahrgangs schaute mir, sein Horn haltend, gut behütet und äußerst gut rasiert, traurig entgegen. Vielleicht ob des Las Vegas-typischen Outfits, wer weiß es genau. – Die Spannung stieg, Scheibe raus und in meine schellackverwöhnte heimische Anlage angekurbelt und …STEREO! – Mist, weil ich nur eine Box angeschlossen habe, mehr brauche ich ja auch nicht. Die erstbeste Möglichkeit zum Durchhören bot sich mir im Auto, diesmal auch in der vollen Bandbreite, so daß ich das komplette 11-köpfige Orchester auch hören konnte. Nach mehrmaligem Durchhören: ALLES SUPER! Das Tenorsaxophon von Gus: SUPER! Die Arrangements: SUPER! Der Drummer: SUPER! Alle Musiker: SUPER! Die Songauswahl von Originalen und gecoverten Klassikern: SUPER! Der Sound: SUPER! Das Timing: SUPER! Das Sakko auf dem Cover: SUPER! Wieder und wieder habe ich mich durchgehört, Klassiker von Buddy Johnson’s ‚Little Dog‘ oder ‚Kind Loving Daddy‘ von Eddie Mack geben sich ein Stelldichein mit eigenen Nummern. Allerdings ging mir nach einer Weile der sehr perfekte, saubere und kantenlose Supersound gewaltig auf den Wecker (ich bin da aber als Schellacksammler weiß Gott kein Maßstab!). Die Drums laufen sauber, zu sauber für meinen Geschmack, das Sax scheint jeden Ton im Solo notiert zu haben, keine Growls oder Falsefingerings (ich kann mich irren, aber dann wäre die auch zu sauber gegriffen), die Gitarre spielt Rhythmus bei der Basieartigen Nummer ‚Little Dog‘ ausgerechnet auf 2 und 4, anstatt wie Freddie Green einfach nur die Viertel durchzuschrubben. Es klingt mir auch zu sehr nach Elektrogitarre, weniger nach Archtop, die da eigentlich zwingend hingehören würde, na ja. Gus gibt sich gesanglich Mühe, versucht nicht, bewußt wie ein Kettenraucher zu klingen, singt natürlich super, aber ein richtiger Shouter ist er halt nicht. Highlights sind für mich der Trompeter Freddie Hendrix und der Posaunist Wycliffe Gordon, die spielen so, wie es die anderen auch hätten machen sollen. Mir persönlich ist die Scheibe viel zu sauber. Alles ist zu glatt und wenn man mal beim sterilen, aber natürlich gut gespielten, Schlagzeug anfängt, definitiv auch leblos. Die Arrangements scheinen von Jemandem zu stammen, der sehr viel Erfahrung mit Big Band Literatur nach 1965 hat, zu viele Einflüsse, die in die angepeilte Richtung „Rhythm and Blues späte 40er/ frühe 50er Jahre“ einfach nicht reingehören, aber selbstredend sehr sauber arrangiert. Durch meine Auflegerei weiß ich aber auch, daß viele Mitmenschen mit knacksigen Sounds der Vergangenheit nicht viel anfangen können, die haben es dann oft mit Rat Pack-artigem oder schweifen gerne in diverse Neo-Bereiche ab. So oder so: Alles, was hilft, die Musik vergangener Zeiten am Leben zu erhalten, ist gerne gesehen.

The Mooche / Bielefeld

Song list:

1 It’s Lovin I Guarantee 03:30

2 She Walked Right In 04:03

3 Hush Baby Don’t You Cry 03:08

4 Fool’s Blues 03:31

5 Every Tic’s Got A Toc 03:25

6 Blind Boy 03:42

7 Livin Is A Crime 04:36

8 Lil Dog 03:18

9 I’m Gone 03:35

10 Have Mercy, Baby 03:23

11 Hey Girl 03:26

12 Kind Lovin Daddy 03:34

13 Got Myself A Diamond 04:36

Links:

https://www.gusspenos.com/

https://www.youtube.com/channel/UCZrEm8EwBriKfjI263HNkbA

 


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