Jimmy Reiter – What you need


What you need – Jimmy Reiters neueste Veröffentlichung

Die Tatsache, dass Jimmy Reiter mit seiner Band eine neue Platte aufnähme, ging schon eine Weile durch´s Netz. Und hier ist sie jetzt auf meinem Tisch und der Silberling dreht sich in meinem CD-Player. „One Mint Julep“ ist ein energiegeladener Einstieg in diese CD. Fette Bläsersätze arrangiert und aufgenommen von Jimmys langjährigen musikalischen Begleiter Sax Gordon bestimmen dieses Stück. Da ich das Oeuvre von Jimmy Reiter schon sehr lange verfolge, erinnerte ich mich des Stückes. So stand ich vor meinem CD-Regal und kramte alle CD´s von Doug Jay and the Bluejays heraus, auf denen Jimmy Reiter an der Gitarre stand. Leider ohne Erfolg. Doch woher kannte ich dieses Stück? Eine weitere Suche ließ mich fündig werden. Als blutjunge Musiker hatten er, Moritz Fuhrhop, Mirko Bartolcic und André Werkmeister einige Songs als Bluesonic aufgenommen. Und siehe da hier fand sich „One Mint Julep“. Es hatte allem Anschein einigen Eindruck gemacht, dass ich mir die Hookline gut merken konnte. Auch im zweiten Stück wird deutlich, wo die Stärken von Jimmy Reiter liegen. Er ist ein toller Songschreiber und nicht nur vom Rhythm´n Blues, wie im dritten Stück Hooked spürbar, inspiriert, sondern auch von der Songtradition der Soulmusik ganz besonders geprägt. „What You Need“ getragen von einem Soundteppich, den Nico Dreier an der Orgel legt, schwebt die Gitarre förmlich im Solo dahin und der Refrain ist so eingängig, man möchte dem Song fast Chartcharakter bei dieser eindringlichen Songzeile zuschreiben: „I may not be what you want, But I might just be what you Need“. In dem bereits genannten „Hooked“ treiben Jasper Mortier am Bass und Björn Puls den Song voran, was für eine tighte Rhythmussektion. Da ist man als Zuhörer auch gleich hooked on the line.

 

„I Shouldn´t But I Do“ entführt den Zuhörer nach New Orleans, etwas Barrelhouse-Piano geprägt um dann wieder bei „What´s In It For Me“ in die bluesig soulige Ecke zu driften. Musikalisch sehr abwechslungsreich und groovy geht’s hier zu, gerade auch wegen der treibenden Bläsersätze. Und was dann passiert ist etwas, was ich von Jimmy Reiter nicht erwartet hätte. Ein rauher Oldschool-Blues von Frankie Lee Sims, der „Lucy Mae Blues“ in das Soundkleid der 2000er Jahre gehievt, rauh und fett klingend, sowohl treibend vom Schlagzeug als auch schleppend nur von der Gitarre getragen.

„Who´s Minding The Store“ ist wieder ganz anders, von Allen Toussaint stammend, dem Großen des New Orleans Blues und grandiosem Soulschreiber. Nach einem smarten Klavierintro unterstützen percusiv gesetzte Bass- und Brass-Linien die Message des Songs, und hier findet sich auch etwas, was ich noch nicht von Jimmy Reiter- Veröffentlichungen kenne, als Backgroundsängerin Janina Ruopp, die man von den Silverettes kennt.

 

Jimmy Reiter hat seine ganz eigene Songsprache, die auch gerne augenzwinkernd mit Zitaten der Großen des Blues spielt. „Give It To Me Straight“ gemeinsam mit seinem musikalischen Ziehvater Doug Jay geschrieben, nimmt so wunderbare Gitarrenanklänge beim königlichen B.B., einfach wunderbar. Jedoch verharrt er hier nicht, sondern „It Is What It Is“ beginnend mit einem fetten Rhodes-Piano-Sound macht die Stärken von Jimmy Reiter als funky souligen Songschreiber wieder deutlich. Das groovt wie verrückt, geht ins Tanzbein, gerade auch weil Jasper Mortier mit seinem Basssound das Soundgemälde mitprägt. „No Turnin´ Back“ ist für mich die Reminiszenz an den großen John Lee Hooker und den Chicago Blues. Da jault und wimmert die Gitarre und lässt den Abschied und die Trennung aus dem Text geradezu körperlich werden.

„Jim-Pan-Zee“ ist mir etwas sperrig geraten, da hat der Zuhörer was zu tun am Schluss. Bei dieser Gelegenheit kann man sich dann auch dem Cover-Design von Floris Tilanus widmen und sich der Bildgewalt, jetzt mit einem zwinkernden Auge gesagt, zwischen Bruegel und Bosch und Wimmelbild, und allen Bildelementen hingeben.

Abschließend lässt sich neben der absoluten Kaufempfehlung noch sagen: Dies ist eine Veröffentlichung, die sehr wohltuend eine tolle Farbe in die deutsche Blueslandschaft bringt, nicht ohne Grund wurde Jimmy Reiter als bester Bluesinterpret gekürt. Für mich ist er der Soulman unter den Bluesmusikern Deutschlands. Ebenso muss man an dieser Stelle auch einen kleinen Werbeblock für seine TrueFire- Gitarrenkurse machen. Hier können Gitarristen die richtige Blues- und Soulgitarre lernen.

VÖ: 18.1.19

Songlist;

1.One Mint Julep
2.What You Need
3.Hooked
4.I Shouldn’t But I Do
5.What’s In It For Me?
6.Lucy Mae Blues
7.Who’s Minding The Store?
8.Give It To Me Straight
9.It Is What It Is
10.No Turnin’ Back
11.Jim-Pan-Zee

Links:

https://truefire.com/educators/jimmy-reiter/e4388

www.jimmyreiter.de

 


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