Als mir die Pressestelle den Presselink schickte und ich die ersten Takte von „München Blues“ hörte, ohne zu wissen, wer und was da auf mich zu kam, sagte ich „Die muss her“. Als ich lass, dass neben der mir bis dato unbekannte (und darum bitte ich um Entschuldigung) Max Bronski auch Schorsch Hampel und Dr. Will dabei sind, sagte ich „Die muss erst recht her“. Und als ich dann die CD samt dem neuen Kriminalroman „Schneekönig“ von Max Bronski in den Händen hielt und das erste Kapitel des Romans lass, sagte ich „Guad, dass de hod her miassn“. Zuerst aber die CD „München Blues“. Das Album im Plastikcover hat sparsame, aber intensive 8 Titel aus der Feder von Max Bronski und Schorsch Hampel. Die Texte sich durchgängig auf bayerisch gesungen und haben einen leichten Hang zum Düsteren und Depressiven. Wer Schorsch Hampel kennt, weiß dass die Bayern frohlocken, aber Nichtbayern den Inhalt trotzdem bestens verstehen. Das hat nichts mit verflachten Münchnerbayerisch zu tun, sondern von der entspannten Art von Schorsch Hampel, wie er z.B. in „München Blues“ vom idealen Traum und gefühlsmäßigen Albtraum „München“ singt. Liebe und Fluch in einer Stadt, in der sich keiner mehr das Leben hier leisten kann. Die Gitarren kommen mit einem tiefen Vibrato, die das Pulsieren der Stadt wiedergeben. Nur der Münchner hat als Looser ausgepulst. „Wuida Hund“ ist eine ironische bis selbstkritische Einschätzung des Bayern an sich – Grattler und Grandler – Freiheitskämpfer und Radaubruder im Slow Boogie Tempo – nur nicht hetzen! Wer dazu parallel immer wieder ein Kapitel aus dem „Schneemann“ liest, bemerkt die inhaltlichen Parallelen, die sich zwischen Himmel, Erde und Hölle einschieben. An den „Bavarian Crossroads“ versucht der Teufel immer wieder mit Lebenszeit, Weiba oder Geid (Ideal zitiert von Dr. Will) den standhaften Bayern zu locken. Der aber ist ja selber ein „Wuida Hund“ und bleibt standhaft bei dem, was er hat. Der Blick „Von oben“ zeigt zunächst die glattgezogene Welt. Aber bei genauerer Betrachtung hat alles Ecken, Kanten und Falten. Die Betrachtung von oben ist durchaus auch „himmlisch“ zu betrachten, da ein Teil des Romans „Schneekönig“ direkt vor derselben Pforte spielt. Letztendlich ist es aber eine Auseinandersetzung mit dem Ich und sei so, dass Du Respekt vor Dir haben kannst. Ein phantastischer Text eingebettet im langsamen Blues. Ein derbes Liebeslied ist „Reigen“ – Einfacher Boogierhythmus, Slideriff und eine Liebeserklärung. Musikalisch ist das Album durch den Blues der Will-Brüder geprägt. „Und dann“ beschreibt die Prozedur am Morgen nach dem Absturz. Der Song ist einerseits bluesorientiert, aber auf der anderen Seite findet man im Gesang von Schorsch Hampel leichte Rapansätze und die Melodien laden sogar zum Mitpfeifen und -singen mit. Langsame Gitarrenstücke wie „Schneemann“ mit einer mystischen Erzählung von Max Bronski oder schnell gezupfte Boogies und immer wieder der lässige Gesang vom Schorsch Hampel perfekt eingepackt in den Bass von Max Bronski selbst, Dr. Will als medizinischer Beirat am Schlagzeug und beim Aufnehmen der Tracks und den weiteren Gitarrenkunststücken von Landy Landinger.
Munich Hörtipp: Sanduhr – wie auch im Buch immer wieder durchscheinend eine musikalische Betrachtung über Sinn des Lebens und wie man es sinnvoll gestalten kann. Eine Slidegitarre, die den verrinnenden Sand in der Uhr perfekt darstellt. Lebe das Leben solange die Sanduhr rinnt!
MunichTalk Resumee: Max Bronski hat eine CD zusammen mit einem Buch zu produziert, deren Inhalte zwischen Himmel und Erde pendeln – Themen, welche mit dem Blues am Besten interpretiert werden können. „Der Blues hat nur eine Farbe, die aber in allen Schattierungen von Nacht bis Himmelblau“ (zitiert aus „Schneekönig). Das Ganze perfekt und mit solidem Blueshandwerk in Szene gesetzt von Max Bronski als Buchautor und die Max Bronski Band mit einer tollen Leistung als Blues Band mit starker Affinität zum bayerischen Mundart – frei von jeglischem Kitsch und Volkstümelei.
Das Buch „Schneekönig“ von Max Bronski ist ein Kriminalroman, der zur Weihnachtszeit in München handelt. Er startet damit, dass der Held des Romans bei einem Autounfall auf die Himmelsleiter geschickt wird, aber als ewiger Zweifler und renitenter Bürger abgewiesen wird. Zu seinem Glück kommt noch, dass er auf dem Weg nach unten und nach Hause die hochschwangere Mariella und ihren Begleiter Joschka aufnimmt und ganz wie im Krippenspiel den kleinen Joshua ungewollt, aber höchst entzückt entbindet. Um das jüngste Schicksal von Mariella entwickelt sich in der höchst winterlichen Zeit und weihnachtlichen Atmosphäre ein Kriminalstück mit Münchner Gestalten, Kuriositäten, Deja vus und Selbstreflexionen vom Helden, dem Antiquitätenhändler Gossec. Wer München nicht kennt, kann es auf spannende Art und Weise kennenlernen, wie er es im Fremdenführer oder Blogs nie kennenlernen wird: Hinterfotzig und trotzdem warm und menschlich – auch wenn die Stadt München selbst kein Herz mehr hat. Der Held manövriert sich bei der Aufklärung seines Falles, an dessen Anfang die „befleckte Empfängnis“ von Mariella stand, an völlig überzeichneten Stadteiltypen vorbei: Die windigen Versicherungsvertreterbrüder Baltus, die Mieter des Wohnhauses vom Helden, die alle mehr der Unterschicht zuzuordnen sind und nichts mehr fürchten als das Ableben des sozialen Vermieters Riebl. Stämmige Bäcker und Metzger im Viertel gehören genau so zu den Darstellern des Romans wie auch das vornehme Escortbüro von Frau Amelie Lindbergh. Daneben noch ein geschichtlicher Exkurs über neoklassizistische Bauweise zwischen Königsplatz und Brienner Straße. Zwei Dinge machen den Kriminalroman kurios: Eine Schneepracht , wie sie seit Jahrzehnten in München nicht gesehen wurde und die mit kriminellen Machenschaften durchwobene Weihnachtsgeschichte mit allen Hauptdarstellern der Krippengeschichte gepflanzt in die Mitte von München – Perfekt für den Gabentisch an Weihnachten.
Musiker und Gäste:
Schorsch Hampel Gitarren, Gesang
Dr. Will Schlagzeug, Percussion, Gesang
Landy Landinger Gitarren, Didgeridoo
Max Bronski Bass
Gäste: Jochen Scheffter (Orgel, Piano) und Oscar Kraus (Chor)
Aufnahmen: Tibone-Studio Uli Kümpfel & Doctor’s Den Dr. Will
Mastering: Downhill Studio Tom Peschel
Produktion: Dr. Will
Foto: Lucy Mikyna
Artwork: Robert Ott
Titelliste:
1 München Blues 3:48
2 Wuida Hund 3:34
3 Sanduhr 3:45
4 Bavarian Crossroads 4:00
5 Reigen 2:24
6 Von oben 6:21
7 Und dann 3:27
8 Schneekönig 3:48
Videos:
Links
https://www.maxbronski.de
Informationen zur CD:
KÜNSTLER: Max Bronski Band
TITEL: München Blues
LABEL/CODE: Focus / 07681
Bestellnummer: PF 307.0212.2
EAN CODE: 4015307021227
FORMAT: Jewel Case mit 4-seitigem Booklet
GENRE: Rock / Blues deutschsprachig
V.Ö.-DATUM: 12.10.2018