Nachdem ich im letzten Jahr die beiden wunderbaren Musikerinnen Aino Löwenmark (p, voc) aus Schweden und Hanmari Spiegel (vl, voc) aus Südafrika im Rahmen der Konzerte Stoppok und Artgenossen im April (Worpswede) und Oktober (Landsberg) kennen lernen konnte, war es mir ein besonderes Bedürfnis, die beiden bei ihrer CD-Präsentation Kom Hem in der Fabrik in Hamburg über die volle Spielzeit zu erleben.
Bereits vor Öffnung der Eingangstüren bildete sich eine lange Schlange vor der Fabrik. Der Veranstaltungsraum bietet eine wunderbare Atmosphäre für Konzerte, man kann den Künstlern auf der Bühne sehr nah sein. Und es begann mit frenetischem Begrüßungsapplaus als die beiden auf die Bühne kamen und das erste Stück Stockholm von der neuen CD erklang. Wie ein warmes Frühlingslüftchen schwebten die Klavier- und Geigentöne durch den Raum, rhythmisch akzentuiert von Jürgen Spiegel an der Bass Drum. Bereits vom ersten Gesangston an war ich gefangen von den verzaubernden Stimmen von Aino Löwenmark und Hanmari Spiegel.
Es folgten in einem dramaturgisch gut abgestimmten Aufbau Stücke von der CD, Twister und Karusell, in dem sich nicht nur schwedische sondern auch englische Strophen fanden. Unterstützt wurden sie hierbei von der Multiinstrumentalistin Anne de Wolf (Cello, Geige, Mandoline u.a.) und Jürgen Attig am Bass. Der Titelsong der CD Kom Hem vereint Strophen in Schwedisch und Africaans und hat eine starke rhythmische Komponente, man könnte ihm fast Chartpotential zusprechen. Aber zum Glück ist er so sperrig schön, dass er doch nicht für den Eurovision Songcontest taugt. Das ist überhaupt der unglaublich schöne Effekt der Musik der beiden, zwischen ruhigem Fließen und Schweben der Stimmen und der Geige und dem Klavier explodiert der Rhythmus mancherorten.
Diese Stimmen ziehen den Zuhörer magisch in ihren Bann. In My Pad, gesungen von Hanmari Spiegel in Africaans, schwebt diese Stimmenharmonie durch den Raum. Man versteht nichts, doch man ist gerade deswegen von der universellen Kraft der Musik gefangen. Der letzte Song im ersten Set vereinigte noch einmal alle o.g. Musikerinnen und Musiker. Hier bietet das Booklet der CD eine deutsche Übersetzung des Textes zu Hypnos. Sehr energetisch spürt man „Stell dir vor ich falle …“ Dieser Song hat gewisse Soundähnlichkeiten zu Zaz, aber bleibt eben Fjarill. Ein Musikvideo, produziert von Torben Asmussen, kam am selben Abend zur Veröffentlichung.
Das zweite Set versprach weitere musikalische Überraschungen, z.B. in Monster ein sphärisch- freejazziges Intro von Anne de Wolf am Cello mit einem Loop mehrfach wiederholend. Man spürte förmlich das Monster von Angst und Vorurteilen geschürt durch den Raum wabern, aber „unsere Freude, unser Lachen, unsere Phantasie“ kann dagegen stehen. Bei Vingslag kam dann ein weiterer Gast auf die Bühne – Stefan Stoppok. Seine Mitarbeit an der CD war nach Aussage von Aino Löwenmark sehr bereichernd. Hier spielten er an der Waldzither und Anne de Wolf auf der Mandoline sehr schön unisono zusammen. Einfach ein tolles Klangerlebnis. Und dann kam noch ein weiterer spontan angereister Gast auf die Bühne einer der „zeitlosen Männer“ (O-Ton: Aino Löwenmark) – Steffi Stephan, der auch auf der CD mitgewirkt hat. Und noch ein weiterer Gast betrat die Bühne- groß und mächtig – aus Weißrussland für das diesjährige Artgenossenkonzert angereist, am Saxophon Pavel Arakelian. Was für eine Entdeckung! Eine unglaubliche Bühnenpräsenz und Virtuosität in seinem Solo strahlte er aus. Inkululeko – Freedom mit zwei deutschen Strophen gesungen von Stoppok riss die Zuhörer mit – es wurde mitgeklatscht und mitgesungen. Dies setzte sich im letzten Song Halleluja fort. Noch einmal gekrönt mit einem wunderbaren Violinsolo von Hanmari Spiegel neigte sich der Abend mit dem elegisch- melodiösem Folk-Pop des Duos und seiner Gäste.
Nach mehreren Zugaben ließen die Zuhörer die beiden erst kurz vor Mitternacht von der Bühne. Diese zeigten sich auch sehr interessiert am Erwerb der neuen CD, eine lange Schlange bildete sich am CD-Stand. Der Spendenaufruf von Hanmarie Spiegel, dem in einem Township beheimateten Kondelelani School Choir neue Pullover zu spenden, war auch ein großer Erfolg. An dieser Stelle also auch von mir eine absolute Kaufempfehlung für die CD Kom Hem des Folkpo-Duos Fjarill.
Kauftipp: https://www.jpc.de/jpcng/poprock/detail/-/art/fjarill-kom-hem/hnum/8197172
Das Video zur Single „Hypnos“: https://youtu.be/ZM6c4f1YjsA