Bayern – Dein Blues: Black Patti – Red Tape


„Red Tape“ ist nun das zweite Album des Duos Black Patti aus dem Münchener Raum. Die beiden Musiker Peter Crow C. und Ferdinand „Jelly Roll“ Kraemer sind bekannt für ihren kompromisslosen Prewar Blues, der sich vor allem durch eine 100%ige akustische Spielweise auszeichnet. Diese Art des Blues entstand vor oder in der Zeit des großen Depression in den USA, entstammt dem Mississippi Delta mit den ersten Aufnahmen um 1920. Als „Red Tape“ bezeichnet man den „wiehernden Amtschimmel“ oder auf eine gewisse administrative Willkür. Wir werden später noch sehen, wer im Detail hier gemeint sein kann. Das Albumcover, mit allen Texten der 13 Songs versehen, kommt eher spartanisch im Pappdeckel, ein paar Informationen zu Mitmusikern wie  Ryan Donohoe (Kontrabass und Gesang) und Uli Lehmann (auch Kontrabass), die Informationen zum Label und dem Aufnahmestudio, das Bild der beiden Musiker wie üblich mit den Altherrenhosenträgern mit Ferdinand verschmitzt grinsend und Peter ernst blickend die Arme verschränkt – das war es. Wie auch das erste Album erscheint „Red Tape“ bei Rhythm Bomb Records, das sich bewusst der analogen Aufnahmetechnik und vor allem der Rock’a’Billy Musik verschrieben hat.

Jetzt kann man sagen „Oha, wieder ein Prewar Album der Beiden, die Altvorderen wie Charley Patton, Son House, Blind Willie McTell und Blind Boy Fuller kennen wir doch zur Genüge“. Aber – Alle 13 Titel sind neu und von den Herren Krause und Kraemer selbst geschrieben oder stammen aus der Zeit der Weed Whackers. Die Inhalte variieren von den üblichen Themen wie Liebe über die nervige Freundin bis hin zum ewig bösen Kartenspiel. Aber auch eine verschmitzte Selbstreflektion eines Charmeurs in „A stroll with Mr. Roll“ warnt vor dessen Verführungskünsten. Schaut Euch das Cover an und Ihr versteht „Yeah, then you will see his smile…“. Aber auch die Erkenntnisse in „I shouldn’t have done“ zeugt von Reue kombiniert mit einer großen Packung Beratungsresistenz des Autors. Der für mich inhaltlich modernste Song ist der Titelsong „Red Tape“. Es geht um den Banker, der sein Finanzopfer mit bürokratischen Mittel in die Knie zwingt. Zinsen, Zahlungsfristen und missglückte Aktiengeschäfte fesseln Dich mit einem roten Band, bis sie Dich armen Bankkunden ausgenommen und ruiniert haben oder bis Du gen Himmel fährst. Glory Halleluja, dann erst bist Du frei vom „Red Tape“.

Was mir an dem Album gefällt ist die althergebrachte, aber zu jeder Zeit spannende Instrumentierung. Die Gitarre von Peter Crow C. und die Mandoline von Ferdinand Kraemer bringen wie bei „Ask your mama“ einen augenzwingenden Schwung oder wie bei der Ballade „The one that is always true“ die entsprechende Melancholie. Auch der Gesang des Duos ist eine ewiges Frage-und-Antwortspiel. Der Eine gibt die Textstrophe vor, der andere wiederholt die Phrase, verstärkt sie oder führt sie weiter. Für mich eine sehr spannende Art und Weise, den Gesang bei einer insgesamt puristischen Instrumentierung interessant zu gestalten. Die Songs pendeln sich durch Boogies, Rags und Bluesstücke. Selbst romantische Balladen wie „A little bit Friday“ sind zu finden. Wie schon beim ersten Album fühlt man sich beim Zuhören schnell auf eine Veranda am Mississippi oder einem Juke Joint in New Orleans versetzt.

Meine Favoriten: „A little bit Friday“, weil es tonnenweise romantische Erinnerungen beschreibt und „Wooten Stomp“, weil es tonnenweise Spaß macht, zuzuhören.

Mein Resumée: Neue Songs im Stil der alten Deltaheroen frisch aufgespielt

Song list:

  1. Ask Your Mama
  2. Evil Queen Of Diamonds
  3. Good Bye Little Baby
  4. Red Tape Blues
  5. A Little Bit Friday
  6. I Shouldn’t Have Done It
  7. Wooten Stomp
  8. Frenchmen Street Rag
  9. That’s My Sugar
  10. I’ll Never Come Back Home
  11. A Stroll With Mr. Roll
  12. The One That Is Always True
  13. Nagging Blues

Links:

http://black-patti.de/

https://www.facebook.com/blackpattimusic

http://www.rhythmbomb.com

Videos:


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