Das neue Album „Groovin‘ in the Greaseland“ gehört auf Grund der Einzigartigkeit von Rick Estrin, aber vom Gesamtkonzept des Album, zu den interessantesten Neuerscheinungen im August. Das Veröffentlichungsdatum ist auf 18. August 2017 festgelegt und die Fangemeinde kann da wirklich gespannt sein. Bei kaum einen anderen Sänger und Bluesperformer steht die Stimme so im Vordergrund wie bei Rick Estrin. Was kann man von einem Typen erwarten, der den Lifestyle einiger afroamerikanischer Vorbilder so lebt wie er. Seine Lehrmeister waren der Soulsänger Rodger Collin und der Harper Jerry Portnoy. Das Messer sitzt locker und in der Stimme klingt Lebensironie. Das Album kommt mit 13 Songs, wobei 11 Songs von ihm und dem Mitmusiker und Gitarristen Kid Anderson stammen.
Rick Estrin hat die untypischste und gleichzeitig prägnanteste Stimme der anglo-amerikanischen Blues- und R&B-Musiker. Verbunden mit seinem Harpstil, geprägt durch Kollegen wie Little Walter oder den o.g. Jerry Portnoy, finden wir hier einen genialen Mix. Gleich das erste Stück „The Blues ain’t going nowhere“ unterlegt diese magische Kombination. Wenn man dem Album zuhört und sich die optische Erscheinung von Rick Estrin vor Augen führt, hört man viel Augenzwinkern in den Songs. Irgendwie scheint sich Rick Estrin selbst nicht ganz so ernst zu nehmen. Rick Estrin bedient sich aller Stilelemente der amerikanischen R&R- Soul- und Bluesmusik und verbindet sie mit Themen der Neuzeit wie z.B. der sozialen Netzwerke. In „Dissed again“ beschreibt er seinen Kampf nach sozialer Anerkennung. Aber seine „sogenannten“ Freunde dissen ihn regelmäßig. Der Song könnte übrigens musikalisch auch aus einem Musical wie „Grease“ stammen. Auch „MWAH!“ klingt eher wie eine Filmmusik der Chewing Gum Filme aus den 60ern. Wer sich mit der amerikanischen Sprache auseinandersetzt, lernt schnell dass es sich bei MWAH mehr um die Umschreibung mit Lautsprache einen Kusses handelt. Ein astreiner Chicagoblues ist „I aint’t all that“. Fettes Gitarrenriff, Harp mit Hall und messerscharfer Bluesrhythmus als Rechtfertigung, was Rick Estrin wohl im Leben nicht angestellt hat.
Jeder der 13 Songs ist eine augenzwingerte Persiflage aus Lebenssituationen eines fiktiven halbseidenen Bluessängers. „Another Lonesome Day“: Mein Gott – schaut mich doch an. Ich bin soooo einsam und wenn ich lache, dann nur über mich und wenn ich weine, weil es wieder so ein einsamer Tag ist. So reiht sich ein R&B Song an den Anderen mit den Stilelementen der 50er und 60er Jahre: Tremolierte Gitarren , Raumhall und die warme Harp von Rick Estrin. Bei „Cool Slaw“ bringt Multitalent Lorenzo Farrell eine warme Orgel zum teilweise sehr scharfen Sound der Gitarre. Das Instrumental geizt nicht mit Solos über ein einfaches Riff. In „Hot in here“ steckt Swing, Boogie und Blues. Klar, es geht wahrscheinlich um Ricks Lieblingsbeschäftigung: Partymachen. Aber der Blues macht nicht nur Party, vor allem wenn das Geld knapp wird. Dann heißt es „Living hand to mouth“. Eine Titel, der übrigens schon unter Little Charlie and the Nighcats erschien, also die Vorgängerformation der aktuellen Rick Estrin and the Nightcats.
Insgesamt ist „Grooving‘ in Greaseland“ ein wunderbarer Ausflug in die Musik der späten 50er und frühen 60er Jahre. Rick Estrins Stimme und Harpspiel kombiniert mit dem Sound von Kid Anderson. Alex Pettersen und Lorenzo Farrell ergibt ein tolles Album, das Harper und R&B Fans gleichermaßen erfreuen wird.
Dass Rick Estrin trotz seinen schrägen Aussehenes ein durchaus zugänger Mensch ist, beweist er hier:
Das Album erscheint bei Alligator Records und wird am 18.8.17 veröffentlicht.
Wer Rick Estrin and the Nightcats live in Europe hören und sehen will, hat dazu ab 19.10.17 in Skandinavien und am 24./25.11.17 in der Schweiz Gelegenheit. Mehr Informationen hier: