Text: Mario Bollinger

Foto: Karsten Schuh, c/o L. Bick

Wir Musikschaffende laborieren immer am gleichen Problem herum: Wie bekommen wir unseren Einsatz für die Musik und den Blues gebührend bezahlt. Wie krumm muss man sich als Musiker machen, um eine legitime Bezahlung zu bekommen?

Auf der Suche nach dem lukrativen Job werden die Musikschaffenden durchaus phantasievoll und suchen nach der Ungewöhnlichkeit des Events. Da gibt es zum Beispiel die Youtube-Serie „Tiny Desk“ von NPR. Hier wurden ursprünglich Büroräume und später Buchläden zu Livebühnen umfunktioniert, um das ungewöhnliche Publikum anzusprechen. Renomierte Musiker wie die Tedeschi Trucks Band sind dort mittlerweile genauso anzutreffen wie Graham Nash oder Suzanne Vega. Selbst Jungstar Adele fand sich zu einem solchen ungewöhnlichen Konzert ein. Abwandlungen vom diesem Konzept fanden auch hier in Deutschland z.B. in Waschsalons statt. Hauptsache ist, dass ein zahlungswilliges Publikum gefunden wird. Die Win-Win-Situation wird perfekt, wenn der Eigentümer oder Betreiber des Venues auf seine Kosten kommt oder sogar eine profitable Veranstaltung daraus wird. Auch die Kombinationen von Blues’n’Brunch oder Blues Diner führen Musiker und ein zahlwilliges Publikum zusammen. Im schlimmsten, also eintrittsfreien Fall bezahlt der Gastronom mit dem guten Essensumsatz die Gage aus der Zeche. Musik macht hungrig und durstig. Das war schon immer so.

Unter dem Projektnamen „LIQUID SOUNDS – WHISKY meets BLUES“ bieten das Fachpersonal von „Luxemburgisch Cask Selection“ zusammen mit der Bluescombo „Stompin‘ Heat“ Whisky-Kultur-Events an. Da versprechen zwei zusammenpassende Partner ein besonderes Erlebnis.

Als Werbematerial wird ein Flyer mit der Beschreibung des Events angeboten, ein momentan nicht auffindbarer Artikel des Magazin Blues in Germany wird noch mal als Referenz zitiert, stellt aber nur den Pressetext des Veranstalters dar.

Wer aber ist „Stompin‘ Heat“? Das Bluesduo besteht aus dem Harper und Sänger Blind Dog Mayer und dem Gitarristen Martin „Magman“ Müller. Beide zusammen liefern Roots Blues ab und sind vor allem im südwestlichen Teil Deutschlands unterwegs. Mit der Musik aus dem Mississippi Delta schaffen sie eine Jukeatmosphäre, also genau das Flair, das in dem Projekt „Liquid Sounds“ wiedergespiegelt werden soll. Die Bluesmusik von Stompin‘ Heat ist rauh, markant und erdig.

Bei diesen Veranstaltungen soll also gezielt mit dem Supporting Act der renommierten Bluesmusikern von Stompin‘ Heat Alkohol in Form von Whisky an den Mann oder die Frau gebracht werden soll. Klar: Whisky ist edel, teuer und gediegen, es ist und bleibt aber Alkohol. Wir können Tausende von Textzeilen unserer geliebten Bluesmusiker zitieren, wo sie vor dem Moonshine oder von den Brüdern Jim Beam und Johnny Walker warnen. Der Booze ist ein Teufelszeug und führt ins Verderben. Keith Richards und Eric Clapton sind an dieser Stelle nur knapp dem Tod von der Schippe gesprungen. Nicht dass ich puristischer Antialkoholiker bin, aber hier dient der Blues dazu, eine zigarrenrauchgeschwängerte Atmosphäre mit Bluesmusik ähnlich der Erscheinungsform eines Jukes an der Ecke einen Whiskystores zu generieren, den Käufer zu locken und den Whisky verkaufsfähig zu machen. Ich unterscheide zwischen dem Genuss, Blues hören und Whisky trinken oder dem Kommerz, Whisky über den Blues zu verkaufen.

Wer sich trotzdem dem besonderen Erlebnis hingeben will, kann sich ja direkt beim Veranstalter informieren oder vielleicht gleich die Stompin‘ Heat direkt und ohne den Umweg über das Whiskyglas buchen.

http://stompinheat.wix.com/index

http://joerghimmrich.com/

stompin_heat

© Foto by Karsten Schuh, c/o L. Bick

 

 

 

 


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