Wieder ganz bewusst oder auch demonstrativ: Schorsch Hampel singt in der ihm am nächstliegenden Sprache, nämlich bayerisch. Und auf seiner neuen und dritten Solo-CD „Sog Gscheid“ singt er in einer Klarheit und Intensität, dass auch Nichtbayern sein „Messädsch“ verstehen. In 16 Songs erzählt Schorsch Hampel von der Weisheit und wie weit sie hilft, von Besitzwerten und viel sie Wert sind, von Schizophrenie oder wie vielfältig die Seele ist, vom Vergewaltiger und zu was die Liebe der Gepeinigten im Stande ist, den afrikanischen Bootsflüchtlingen und ihren Glauben an den Talisman und die Hoffnung auf Freiheit im kalten Norden. Auch die Romantik kommt nicht zu kurz. Er singt von der Angebeteten, die er gerne begleiten möchte oder dem Rückblick auf seine Kindheit mit Schwarz-Weiß-Bildern aus dieser Zeit. Wie Gerhart Polt schaut er den Menschen aufs Maul und durch das Aufzählen der Lebensweisheiten und –sprüche werden diese im gleichen Moment ad absurdum geführt. In „glaab I ned“ erzählt er uns von seinem Credo, nämlich sich sein Leben selbst zusammen zu glauben. Hier hat das Wort Glauben im Bayerischen eine wunderbare Doppelbedeutung: Credo und Sammeln. Im gleichen Maß zählt Schorsch Hampel von den Grenzen im Leben (Aus und vabei ) und rät aber gleichzeitig zum Überschreiten von Grenzen (Rubikon). Sicher hat die Heimkehrergeschichte „Arm um mi“ irgendwo authentische Züge von Schorsch Hampel –  jeder ist mal ein Heimkehrer im Leben. Was die Presse und die Regierungen nicht schaffen, schafft Schorsch Hampel, wenn er in einer sehr persönlichen Intensität von den afrikanischen Flüchtlingen oder Hoffnungssuchenden in den Seelenverkäufern der Schleuser spricht: Nämlich eine Gänsehaut zu bekommen und vom Schicksal berührt zu werden. Mit einer instrumentalen Reminiszenz an Sven Friedels Schrottgalerie und dem Mond  zollt Schorsch Hampel Respekt an die Kulturinstitution im Münchner Landkreis und dem nächtlichen Naturphänomen. „End vom Dog“ und „ Freind von mia“ sind tolle Auseinandersetzungen mit der Endlichkeit des Lebens.

Musikalisch unterstützt wird Schorsch Hampel  auf dieser Produktion von Uli Kümpfel/Bass, Dr. Will/Drums, Ludwig Seuss/Klavier und unverkennbar Ferdinand Kraemer/Mandoline. Auch Oskar Kraus und Thilo Kreitmeier/Klarinette sind dabei. Die unverwechselbare Soundhandschrift vom Produzenten Dr. Will zaubert Rhythmus und akustische Akzente in eine Mischung aus Root Blues, Country, Southern Rock und Folk. Schorsch Hampel zupft, slided und spielt sparsam intonierte und vielseitige Gitarren während Banjos, Mandolinen und Klarinetten Gegenpunkte schaffen. Schorsch Hampels Stimme und die Art des bayerischen Erzählens helfen, die intensiven Texte auch als Nichtbayer zu verstehen oder zu deuten. Meine Tipps auf der CD sind die Provokation des Teufels in „Da Deifi wui mi ned“ oder „A Freind von mia“. Ach, und „Mei Blues“ kimmt a no auf mei Listn. Und Schorsch, nix fia unguad, dass i  des ned auf boarisch g’schriem hob.

Verlegt wurde das Album „Sog Gscheid“ bei BSC-Musik und wer mehr zu seinen Texten wissen will, informiert sich auf www.schorsch-hampel.de

Text: Mario Bollinger


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