Text: Mario Bollinger
„Cuffs Off“ heißt nun die neueste CD von Dr. Will mit kräftiger Unterstützung von SAN2 und Dr. Wills Leibkapelle The Wizards. Man könnte jetzt 100% dem Pressetext folgen, weil er ohne Übertreibung ziemlich genau beschreibt, was auf der CD passiert. Aber wir probieren es mit einer eigenen Deutung: Die CD hat 15 Titel mit 8 Titeln von Dr. Will und seinen Mannen und 7 Songs von Musikern wie Tom Waits, Willie Dixon und dem kürzlich verstorbenen Popsie Dixon. Wer Dr. Will kennt, weiß, auf was er sich beim Anhören der CD einlässt: Dr. Will und SAN2 spannen einen weiten Bogen von Blues, Country, Soul und vor allem New Orleans bzw. Cajun Musik. Die Instrumentierung folgt den Zeittrend und ist erfrischend akustisch. Man hört Banjo, Fiddle und Mandoline und fühlt sich sofort ins alte Louisiana versetzt, wo Voodoozauberer ihre Flüche schwören. Ich persönlich mag abwechslungsreiche Musik und davon gibt es genug auf der CD „Cuffs Off“. Bei Dr. Will wird das mit „Freiheit“ übersetzte, meine Interpretation ist hier mehr „Hemdsärmeligkeit“. Die markantesten Nummern sind „Ain’t no Grave“ als Reminiszenz zu Popsie Dixon – purer Soul. „Paintin‘ The Town“ ist eine Cajonnummer mit Ludwig Seuss am Akkordeon. Daneben gibt es phantastische akustische Bluesnummern wie „Sittin‘ on the top of the World“ mit SAN2 an der Blues Harp. Düster und lasziv kommt die Tom Waits Nummer „Temptation“. Was mir immer wieder gut gefällt ist Dr. Wills Schlagzeugspiel und der Gesang der beiden Protagonisten Dr. Will und SAN2. Auch wird das ganze Saitenregister von Mandolinen, Kontrabass und Banjos gezogen. Nummer wie „Violent Love“ erinnern an Dixie Clubs in New Orleans und „Hey Now Brother“ und „Hard Way“ sind nahezu tanzbare Nummern. Meine Favoriten auf der CD aber sind „The Moon is full again“ und der „Railroad Worksong“. Der erste handelt von der Grausamkeit der Liebe und der Zweite von der Grausamkeit der Eisenbahner- und Plantagenarbeit des späten 19. Jahrhunderts. Wer akustischen Blues und spannend gespielte Cajunmusik mit Dr. Wills Voodoozauber mag, liegt hier 100% richtig. Wenn nicht, wird er sich an den Soulnummern wie“ Ain’t no Grave“ oder dem Blues in „Mean Old Frisco“ erfreuen.
Erschienen ist die CD am 13. März 2015 bei Downhill Records