Text: Mario Bollinger
Bilder: Gerd Löser; Mario Bollinger
Das Ingolstädter Bluesfest:
Das Ingolstädter Bluesfest hat dieses Jahr ein Jubiläum zu feiern. Walter Haber hat das 25. Bluesfest organisiert und auch dieses Jahr eine illustre Schar von Bluesprominenz und Bluesexotik engagiert: So gab es bereits RJ Micho zu hören, am 17.6. stand Zakiya Hooker mit ihrer Show Boogie with the Hook auf der Bühne und am 24.7. ist Otis Taylor zu bewundern. Der dramatische Gesundheitszustand von Walter Trout macht sein Konzert natürlich unmöglich. Wir wünschen ihm von hier beste Genesung. Zu den Bluesexoten gehört z.B. Foghorn String Band und Baba Jack. Auch darf das Lokalkolorit mit Willy Michl und den Hampel Brüdern nicht fehlen. Wie mir Walter Haber im seiner Kleinkunstbühne Neue Welt erzählt, dauert es teilweise 10 Jahre, bis er seine Bluesmusiker unter Vertrag hat. Er verfolgt dabei keine spezielle Linie bei der Auswahl, da das Erscheinen der Musiker zum Bluesfest letztendlich von deren Tourkalender abhängt. Profitabel ist das Ganze so und so nicht, man muss mit Herz und Seele dabei sein und eine Möglichkeit finden, das Ganze gegen zu finanzieren.
Am Abend des 13. Juni stand also Zakiya Hooker mit ihrer Show „Boogie with the Hook“ auf der Bühne der Neuen Welt. Begleitet wurde sie von ihrem Mann Chris James und Lee Sanders & Rad Gumbo.
Zum Soundcheck hatte ich die Möglichkeit, Zakiya Hooker ein paar Fragen zu stellen.
Das Interview:
WP: Wie oft bist Du in Europa?
Zakiya Hooker: Ich bin regelmäßig in Europa, aber leider nicht letztes Jahr. Das Andenken an meinen Vater öffnet viele Türen für mich.
WP: Wo kann man Dich demnächst noch hören?
Zakiya Hooker: Wir haben Shows in Österreich und Kroatien. Auf Split freue ich mich schon, weil das eine sehr schöne Stadt ist. Da ich nun nach 22 Jahren Gerichtsarbeit seit einem guten Jahr in Rente bin, habe ich mehr Zeit, um Konzerte zu geben. Vorher war ich maximal 6 Mal im Jahr für ca 2 Wochen auf Tour.
WP: Wie steht Deiner Meinung der Blues in USA aber auch weltweit da:
Zakiya Hooker: Die USA ist ein verhältnismäßig junges Land, da gibt es sehr viele verschiedene Strömungen. In Europa ist der Blues sehr akzeptiert und es gibt für mich ein konstantes Feedback von hier. Der Blues ist vor allem in Spartenradios des Internets präsent.
WP: Deine letzte CD stammt aus dem Jahr 2009. Kannst Du uns ein bisschen mehr über Deine letzten Produktionen erzählen?
Zakiya Hooker: Nach dem Tod meines Vaters John Lee Hooker (NB: 21. Juni 2001) gab es erst mal 9Erben, die befriedigt werden mussten. Das hat mich sehr viel Zeit und Kraft gekostet. Dann veröffentlichte ich 2004 das Face to Face Album als Reminiszenz an meinen Vater. Dort hatte John Lee noch einige Songs selbst eingespielt. Mit „Keeping it real“ möchte ich das Erbe meines Vaters weiter hochhalten.
WP: Wann können wir etwas Neues von Dir erwarten?
Zakiya Hooker: Ich denke, ich werde Ende des Jahres 2014 eine neue JLH Tribute CD herausbringen. Ich fühle mich da als Erbin dazu verpflichtet, ohne dabei JLH zu kopieren. weil das eh unmöglich ist. Sein Stil ist zu einzigartig.
WP: Du bist in sozialen Projekten engagiert. Um was geht es da?
Zakiya Hooker: Ich arbeite in der John Lee Hooker Foundation. Meine Aufgabe ist, Geld für die Foundation zu sammeln. Wir möchten Kinder unterstützen, die in schwierigen Umfeldern leben und wo wir mit Musik den Kindern eine Stütze geben wollen. Wir haben mit einer Ortsgruppe in der Bay-Area von USA gestartet und in Buenos Aires und wir versuchen, eine Ortsgruppe im Mississippi Delta zu öffnen. Wir unterstützen Kinder mit Musikinstrumenten, Seminaren und Gesangscoaching. Es gibt sogar einen John Lee Hooker Gospel Choir. Wir möchten den Kindern ein musikalisches Rüstzeug mitgeben. Wir glauben, dass Musik helfen kann, depressive Phasen zu überwinden und Positives zu erfahren und zu reflektieren. Mit selbstgemachte Musik kann man sich wohlfühlen und das Selbstwertgefühl steigern.
WP: Was empfiehlst Du jungen Musikern?
Zakiya Hooker: Seit konzentriert und hingebungsvoll auf das was Ihr macht. Musik bereichert Euer Leben. Gebt der Musik daher eine Priorität in Eurem Leben.
WP: Wie nahe oder wie weit entfernt bist Du von John Lee Hookers Musik?
Zakiya Hooker: Ich bin der Musik meines Vaters immer noch sehr nahe. Es ist für mich immer noch einerseits zeitgenössische oder gegenwärtige Musik. Auf der anderen Seite lässt es mich an die Wurzeln der Bluesmusik zurückkehren. Ich fühle mich als Erbin der Musik von John Lee Hooker. Man kann ihn nicht kopieren, da er einzigartig war, aber ich möchte das Gefühl seiner Musik vermitteln.
WP: Wie positionierst Du Deine Musik?
Zakiya Hooker: Ich lebe und musiziere in der Tradition meines Vaters. Ich bin damit aufgewachsen, ich saß immer in der ersten Reihe bei seinen Konzerten. Wenn ich Musik im Kopf habe, dann sind es die Riffs meines Vaters.
WP: Welche musikalischen Einflüsse hattest Du noch in Deinem musikalischen Leben?
Zakiya Hooker: Ich mag Ella Fitzgerald und Sarah Vaughan. Ich mag auch Billie Holiday, aber weniger ihre Stimme, sondern mehr ihre Art zu singen.
WP: Kannst Du uns Deine Band von heute Abend vorstellen?
Zakiya Hooker: Nun, da ist mein Mann Chris James. Er hat viel mit meinem Vater Musik gemacht und ist eigentlich Bassist. Heute singt er. Hm, und dann.. (NB: Nach einer kleinen Denkpause musste Zakiya Hooker zugeben, die Support Band Rad Gumbo gerade mal mit dem Vornamen der Musiker zu kennen, da sie gerade mal seit ein paar Tagen zusammen sind. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt: Robert „Dackel“ Hirmer – acc, vocals + Gerhard Spreng – drums + Erwin Schmidl – bass + Frank Folgmann – guitars + John Lee Sanders- vocals, keyboard and sax)
WP: Spielst Du auch ein Instrument oder bist Du nur Sängerin:
Zakiya Hooker: Eigentlich bin ich nur Sängerin aber seit einiger Zeit nehme ich Gitarrenunterricht. Ich habe eine Baby Taylor und vielleicht bringe ich sie das nächste Mal schon mit.
WP: Wir möchten in der Wasser-Prawda ein Projekt starten. Ich habe die Vinylversion von „Hooker’n’Heat“ und seit neuesten auch die CD-Version. Diese Aufnahmen sind voll mit Gesprächsfetzen zwischen JLH und Canned Heat vor oder nach einem Song. Kannst Du uns helfen, die Texte und Gespräche sinngemäß zu verstehen, damit wir sie übersetzen können?
Zakiya Hooker: Das mache ich gerne. Du darfst mich gerne dazu kontaktieren. (Anmerkung von Zakyias Ehemann Chris James: JLH konnte weder lesen noch schreiben. Er hat sein Leben mündlich erzählt und daher sind solche aufgezeichneten Unterhaltungen sehr wichtig für die Nachwelt.
Das Konzert:
Die Location Neue Welt ist ein kleines Lokal in Ingolstadt mit Gasthausatmosphäre. Der Saal fasst ca 100 Sitzplätze und war ausverkauft.
Als Opener gehen John Lee Sanders und Rad Gumbo auf die Bühne. John Lee erinnert erst mal rein optisch an Stevie Ray Vaughan und als er dann mit zum Singen anfängt, hört man gleich seine Beziehung zum Louisiana Sound. Hier lässt Dr. John grüßen. Sie spielen gleich ein paar Stücke aus deren neuer CD „John Lee Sanders meets Rad Gumbo“. Dann gesellt sich Chris James dazu und gibt JLHs „Boom Boom Boom“ als Einstieg. Die Version klingt nun leider eher wie Green Onions aber man muss der ganzen Darbietung des Abends zu Gute halten, dass es keine JLH cover versions gab, sondern Interpretationen seiner Song je nach Facon des Sängers. Das Interessante des Abends war, dass im Endeffekt 4 Sänger auf der Bühne waren und das Ganze sehr spannend wurde. Im ersten Teil waren John Lee und Robert „Dackel“ Hirmer mit ihrem Zydeko Sound zu hören. Chris James kommt eigentlich aus der Soul- und R&B-Ecke. Der Headliner des Abends ist aber die zierliche Zakiya Hooker und auch ihre Stimme hat ihren eigenen Charakter. Sie singt den Blues mit einer jazzigen Färbung, die von ihren Vorbildern wie Ella Fitzgerald beeinflusst ist. Der ganze Abend steht unter dem Motto „Boogie with the Hook“ und Zakiya und ihre Mitstreiter ziehen neue und alte Songs von JLH aus dem Hut: Dangerious Mood, In the Mood, The Healer und eine superfunky Version von Robert Johnsons Crossroad. Der 2. Set startet wieder mit Rad Gumbo und dem Song „Let me run that Bajou“, einer meiner Favoriten von der neuen CD. Zakiya und Chris erzählen viele Anekdoten aus dem Leben von JLH, z.B. das JLH nicht schreiben und lesen konnte oder gelegentlich stottert, dass sein Haus immer voll mit Menschen war oder dass er die Frauen liebte. Der Song „Let me be your little wheel“ ist eine der vielen versteckten sexuellen Andeutungen im Blues, vor allem wenn man den Nachsatz bedenkt: …until your big wheel comes back…“ – Der Aufruf zum Ehebruch!
Da es nicht ohne neuere JHL Songs geht, gab es auch „The Healer“ zum hören – spannend kombiniert mit Carlos Santanas „Oye come va“. Wir erinnern uns: JLH hat sehr geschickt und verkaufsträchtig Gastmusiker auf seine CDs eingeladen und kommerziell erfolgreich gearbeitet. „Crawling King Snake“ kam in der guten R&B Version während „One Bourbon, One Scotch, One Beer “ mehr als glattgebügelte Version kam. Wer das Original kennt, weiß aber, das JLH Version nicht zum Kopieren ist. Als Schlußsong des 2. Sets sang Zakiya „This is hip“ mit einer tollen Jazzfärbung in ihrer Stimme. Als Zugabe gab es mit Chris James Jimmy Reeds „Big boss man“ wobei Zakiya mit ihre Körpergröße kokettierte. Überhaupt ist Zakiya eine sehr offenen und lustige Frau, die ohne jegliche Berührungsängste aus ihrem Lebensschatz erzählt. Als ultimativen letzten Song des Abends präsentierte Zakiya Hooker das Duett „Healing Game“, das JLH mit Van Morrison gesungen hatte.
Das Fazit:
„Boogie with the Hook“ ist kein Coverabend mit JLH Songs sondern die Synthese von unterschiedlichen Gesangstalenten, welche den Songs von JLH immer einen eigenen Stempel verpassten. Zakiya möchte das Erbe von JLH in Ehren halten und nachfolgenden Generationen nahebringen.