Interview: Mario Bollinger
Photos: Christophe Rascle
Wer in 3 Jahren 3 CDs auf den Markt bringt, hat was zu sagen. Mit der CD „made up mind“ haben die Eheleute Susan Tedeschi und Derek Trucks zusammen mit ihrer Band manifestiert, dass es auf dem amerikanischen Soul- und Bluessektor Fortschritt gibt. Wir haben zum Konzert der Tedeschi Trucks Band am 25. April 2014 in der Münchner Tonhalle die Gelegenheit am Schopf gepackt, ein paar Dinge zu fragen, die sich zwangsläufig ergeben, wenn man die Fusion der Derek Trucks Band mit der Bluessängerin Susan Tedeschi sich im Detail anschaut. Wir trafen die Beiden im Müncher Sheraton Hotel ca. 2 Stunden vor den Soundcheck. In der Lounge des Hotels trafen wir ein freundliches Pärchen, denen überhaupt nicht anzusehen war, dass sie in ca 4 Stunden vor dem Münchner Publikum eins von drei Konzerten hinlegen werden. Der Empfang was sehr nett, geduldig wurden auch die üblichen Signaturen und VIP-Pics abgearbeitet und vorformulierte Videobotschaften von Pressekollegen aufgenommen, aber dann ging es zur Sache.
WP: Ihr habt in 3 Jahren 3 CDs inklusive dem letzten erfolgreichen Album „Mind up mind“ aufgenommen. Können wir 2014 was Neues erwarten?
Derek Trucks: Wir arbeiten schon dran, am Ende des Monats fange wir an zu schreiben und im Mai möchten wir anfangen, in unseren Studio in Florida aufzunehmen. Wir nehmen uns die Zeit, die wir brauchen und möchten dann auch experimentieren. Wir waren das letzte Jahr viel unterwegs, aber wenn wir jetzt nach Hause gehen, kommen wir und die Band ein bisschen runter und dann werden Susan und ich werden anfangen, aufzunehmen und Sachen anzuhören und einzustudieren. Stück für Stück kommt die restliche Band dazu. Chorus, Rhythmussektion, die Leute kommen und gehen je nach dem. Das ist der Vorteil, wenn man das Studio zu Hause hat.
WP: Wie kommt es, dass zeitgleich die beiden Leadgitarristen der Allman Brothers Band aus dieser Supergruppe ausscheiden?
Derek Trucks: Ich denke schon (Susan lacht: seit 10 Jahren) daran, auszusteigen. Warren und ich waren uns einig, dass wenn ich aussteige, er auch aussteigt. Seit meinem vierzigsten Geburtstag (Susan: also seit 5 Jahren) denke ich darüber nach, denn richtigen Punkt zum Ausstieg zu finden. Mein Endpunkt sollte mein fünfundvierzigste Geburtstag sein. Je näher wir an den Punkt kamen, um so weiter schob jeder außer mir den Termin hinaus, bis ich endlich Warren informierte, dass es jetzt der richtige Zeitpunkt ist und ich das veröffentlicht habe.
WP: Auf manchen veröffentlichten Bildern erscheint es, dass Susan die Autorität im Hintergrund ist. Ist der Eindruck richtig:
Derek Trucks: Oh ja, Susan ist mitverantwortlich, wir sind Co-Chefs
Susan: Ich habe dazu ein Meinung. Derek und ich teilen viele Gemeinsamkeiten. Eines der Dinge, die ich in dieser Band liebe, ist, dass Derek viel der Verantwortung übernimmt und mir der Rücken frei hält. meine Dinge zu lernen und mich auf meine Dinge zu konzentrieren. Wenn ich eine Idee habe, ist letztendlich Derek aber sehr offen und ebenso wenn also unser Bassspieler oder der Drummer oder ich eine Idee haben, können wir damit zu Derek kommen. Jeder in der Band ist persönlich sehr engagiert, um das Beste zu geben. Jeder hat sein leben hier eingebracht. Wir sind uns aber einig, dass Derek eine starke Vision hat, um uns zusammenzuhalten, um dort hinzukommen, wo er hinmöchte.
WP. Wie entwickelt sich Blues und Soul in der USA
Tedeschi/Truck: Es geht auf und ab in Wellen, alle 10-15 Jahre wechselt das. Es gibt eine lebende Szene, es reduziert sich auf die Frage, ob es neue Musiker gibt, die Musik in diese Richtung machen oder nur die alte Musik nehmen, bis sie komplett verschwindet. Es reduziert sich auf die Fragen, wie lange es noch die noch lebenden Legenden wie Buddy Guy und B.B. King gibt, obwohl wir nicht wissen, wie lange er das noch macht. Es reduziert sich auf die Frage der nächsten Generation. Es gibt sie und die Musik entwickelt sich. Musiker wie die Wood Brothers oder die Scrapomatics mit Mike Mattison spielen Folk, Blues und traditionelle Musik. Es ist vielleicht nicht gerade der 12-Takt-Blues, den wir gewohnt sind, aber es ist im Sinne dieser Musik. Das bringt die Sache weiter, das ist relevant. Weißt Du, Songs können so oft und so viel Versionen gespielt werden, bevor Du ihn für Dich entdeckt.
WP: Mike Mattison war für war für lange Zeit und für 8 CDs der Leadsänger der Derek Trucks Band. Wie hat er diese Herausforderung angenommen, in der neuen Tedeschi Trucks Band im Background zu singen.
Derek Trucks: Wir haben vorher darüber gesprochen, ob wir nicht 2 Frontsänger haben sollten, aber es war seine Idee, 2 männliche Backgroundsänger zu haben. Er will lieber im Hintergrund bleiben und steuert von dort aus vieles bei. Er ist dort sozusagen unser stiller Partner
WP. Derek, du hast einmal erwähnt, dass Dun einen Musiklehrer kennst, der seinen Schülern erst das Singen und dann das Instrumentenspielen beibringt. Wie schaut es mit Deiner Sangeskunst aus?
Derek Trucks: Nein, nein, ich singe nie in der Öffentlichkeit. Ich bin umringt von guten Sängern.
WP: Ab welchen Zeitpunkt war Dein Gitarrenspielstil so, wie Du heute die Deine Gitarre spielst?
Derek Trucks: Wenn ich mir alte Aufnahmen anhöre, was ich manchmal noch mache, sehe ich, dass etwas war immer schon da. Ich hoffe, dass ich mich immer noch entwickle, aber ich kann nicht genau sagen, wann es sich so eingestellt hat, wie ich heute spiele. Irgendwie war es von dem ersten Augenblick da, als ich die erste elektrische Gitarre in einen Verstärker steckte. Dagegen kann man nicht ankämpfen.
WP: Wie bereitest Ihr Euch vor, wenn Ihr auf ein Festival wie das Crossroads Festival ohne Eure Band geht?
Derek Trucks: Das hängt vom Gig ab. Zum Crossroads gehe ich ganz offen hin und schau, welchen Beitrag ich leisten kann. Mit Sonny Landreth habe ich einen Tag geprobt. Mit Blake Mills habe ich mich 10 Minuten vor dem Auftritt abgesprochen. Er fragte mich einfach, ob ich etwas dagegen hätte mit ihm zu spielen. Susan und seine Frau haben noch kurz vorher gescherzt und schon stand ich mit Blake Mills auf der Bühne.
WP: Eine schnelles Frage-Antwort Spiel mit
- Doyle Bramhall II – Susan: Erstaunlich, ich liebe die Art wie er spielt, singt und komponiert und sein Tuning, weil er ja ein Linkshänder ist. Derek: Er ist ein weiteres Bandmitglied, sozusagen ein Ehrenbandmitglied
- Johnny Winter – Derek: Er ist einer meiner Lehrer, ein amerikanischer Schatz
- Eric Clapton – Derek: Ein weiterer Lehrer. Er war sehr großzügig mit der Zeit, die er mit Doyle und mir verbracht hat, um vor den Leuten zu spielen. Er hat mein Leben verändert. Susan: Er ist mein all time favorite.
WP: Susan, hast Du europäische Wurzeln?
Susan: Ja, der Name ist italienisch und heißt „Deutscher“ oder „deutscher Soldat“. Mein Vater ist halb Italiener und halb Engländer, meine Mutter hat irische, englische und deutsche Wurzeln. Meine Großmutter hieß Masters, also bin ich ein bisschen irisch, englisch und deutsch. Ich spreche ein bisschen italienisch und spanisch und selbst ein paar Brocken japanisch. Mein Finanzberater spricht deutsch und er lebte in Budapest und in der Band spricht einer französisch. So kann ich mit mindestens 10 Personen in Fremdsprachen sprechen.
WP: Ihr kommt öfter nach Deutschland?
Susan: Ja wir haben 2011 in Bonn gespielt und kommen im Juli wieder zurück. Wir sind am 12. Juli in Frankfurt, am 14.7. in Stuttgart und am 15.7. in Hamburg mit Jeff Beck.
Die Tedeschi Trucks Band stellt sich als große Familie da. Es gilt 11 Musiker unter einen Hut zu bringen. Derek und Susan verraten uns, dass diese große Familie auch die Tourausflüge gemeinsam bestreiten und man sich viele Städte gemeinsam anschaut. Die Reisen zwischen den Konzerten verbringen sie in 2 Tourbussen. An Schlafen ist da nicht zu denken. Es passiert einfach, das einer der Musiker seinen Ipod anmacht und dann hört man die ganze Nachtfahrt über Musik. Gerne kommen sie auch nach Deutschland, weil dort ein sachkundiges Publikum in die Konzerte kommt. Das ganze ist natürlich ein logistischer Kraftakt, der von Derek Trucks gemeistert werden muss ebenso die große Anzahl von Musikern wie z.B. 2 Drummer. 3 Blechbläser und 2 Backgroundsänger unproblematisch in die Band einzubinden. Da aber jeder professionell genug ist, findet jeder seine Aufgabe und Position. Auch wenn Dereks Eindruck beim Interview und bei den Aufritten immer den Eindruck des hochtalentierten jungen Gitarristen hinterlässt: Er gibt den Ton auf seiner Gibson SG und den Takt der Band an.
Als besonderes Bonbon verlost die Wasser-Prawda eine von Susan Tedeschi und Derek Trucks signierte CD „made up mind“ auf der Facebookseite der Wasser-Prawda. Bitte dazu die Hinweise beachten.
http://www.tedeschitrucksband.com/
Nächste Auftritte in Deutschland:
12. Juli Frankfurt
14. Juli Stuttgart mit Jimmie Vaughan
15. Juli mit Jeff Beck