Babylon Circus (Support: Matteo Capreoli), Ampere, München, 16.2.2014
Text: Mario Bollinger und Christophe Rascle, Fotos: Christophe Rascle
Babylon Circus im Ampere, München. Diese Venue ist der kleine Bruder des Muffat-Werkes. Manu bemerkte dazu, dass Babylon Circus die Nähe zum Publikum hat. Der Support Act des Abends war Matteo Capreoli mit seiner 3-Piece-Band. Leider musste der arme Matteo mit einen Rohrkrepierer starten, weil trotz des Soundchecks sein Mikrophon nicht ging. Trotz mehreren Starts gelang es nicht, sein Mikrophon zu aktivieren. So musste er die Zeit dann mit einem schlechten Witz spontan überbrücken, was er aber trotz des Soundmissgeschicks dann gut meisterte. Matteo gehört zu den neuen jungen Musikern wie Jesper Munk, die sehr sparsam instrumentierte Songs präsentieren, die von der Einfachheit des Songs, seiner intensiven Stimme aber vor allem von den deutschen Texten profitieren. Matteo Capreolo wird am 31. März 2014 zu einem Solokonzert im Ampere wieder zu hören sein. Wir wünschen ihm dann einen besseren Start als es am 16. Februar der Fall war. Verdient hätte er es.
Dann aber der Act des Abends. Nach einer Umbaupause, bei der die Musiker von Matteo selbst mit anpackten, kündigte eine vernebelte Bühne auf mystische Weise Babylon Circus an. Der Gitarrist Georges und Keyboarder Olivier kommen als Erstes und deutet das Thema „Never stop“ an. Dann kommen nach und nach alle 9 Musiker auf die Bühnen. Das Thema der Tour war „Never Stop“ und so begann auch die Show. Wer der Meinung ist, das „Never Stop“ ein musikalischer Bruch der Band ist, muss sich den Song in der Show anhören. Spannungsgeladen, intensiv und für ein Intro von Babylon bestens geeignet postuliert dieser Song die Dynamik und Varianz der Band. Dann begann eine schweißtreibende Show mit Songs aus allen Alben der Band. Urplötzlich holten sich die Musiker Damen auf die Bühne und forderten das Publikum ein, auf einen chansonähnlichen Song zu tanzen.
Das Münchner Publikum ließ sich das nicht zwei Mal sagen und schon tanzte das Ampere wie beim Wiener Hofball. Das sind für mich die Phänomene der Babylon Circus, so viele Facetten zu haben. Sie als Ska-Band zu bezeichnen, wäre der Sache nicht gerecht. Die Band zeigt absolute Publikumsnähe, Fans kommen auf die Bühne oder David kündigt Songs auf Deutsch an. Wie Babylon Circus im Interview gesagt hat, ist das Publikum in München älter und bürgerlicher. Dreadlocks waren kaum unter den Fans, eher Leute, die auf meine Nachfrage hin mir erzählten, Babylon Circus zum wiederholten Mal gesehen zu haben. Ich machte natürlich auch junge Menschen aus, aber auch Damen, die sich garantiert im Rentenalter befanden und trotzdem für die Musik von Babylon Circus zu begeistern sind. Mit drei Zugaben beendet Babylon Circus das Konzert, aber nicht den Abend. Nach wenigen Minuten ist die Band wieder zurück am Merchandise Stand, wo auch Matteo Capreoli und seine Jungs auszumachen waren. Mit Fans reden, Poster, CDs und Shirts verkaufen und Ticket signieren – auch hier beweist Babylon Circus Fannähe. Als ich Manu noch mal darauf ansprach, ob sie nicht lieber im größeren Muffatwerk spielen wollen, winkte er ab und sagte: Hier sind wir dem Publikum ganz nah. David lächelte, verabschiedete sich ebenso freundlich wie er mich vor dem Konzert begrüßt hatte und verschwand in der Dusche des Tourbusses.
Aktuelle Besetzung:
David Baruchel: Gesang, Chor Manuel Nectoux: Gesang, Chor Georges Chaccour: Guitar Jean-Michel Coret: Bass Olivier Soumali: Klavier Rémy Labordère: Schlagzeug, Perkussion Clément Amirault: Posaune, Tuba, Leierkasten Christophe Millot (Rimbaud): Saxophon, Klarinette, Akkordeon, Flöte Valentin Meylan: Trompete