Bayern – Dein Blues: a daneem – Geschichten aus dem Hinterland


Beim Eintreffen der Pressemitteilung zum Release der CD „Geschichten aus dem Hinterland“ von a daneem sagte ich spontan eine Rezension zu. Akustische Musik, Bluesthemen, bayerische Mundart – Das hört sich spannend an. Die CD in Händen haltend erst mal obligatorische Redaktörsfreude: Ein Booklet mit Bilder, Texte, Beschreibungen und 18 Titel samt 3 Bonustracks. Das Trio mit Peter Müller, Pit Holzapfel und Dietmar „Dietz“ Forisch, verstärkt durch Juli Mudra hat sozusagen im Nebenerwerbsbetrieb ein interessantes Album eingespielt. Hier geben sich Blues, Folk, Jazz und Latin die Wohnzimmertür in die Hand, in welchen das Album ja eingespielt wurde. Aber was fasziniert an diesem Album? a daneem erzählt Geschichten von Nörds ohne Antrieb und Karrieredenken, von Verliebten, Hinterlandreisen, Schlaflosigkeit, der nie ruhenden und allpräsenten Natur, von tyrannischen Müttern und tödlichen Ehebeziehungen. Es sind Geschichten, wie sie jeder erleben und erzählen kann. Das Ganze ist mit der uns Bayern so anhaftenden Lethargie gesungen, die einerseits den Blues unterstützt, aber manchmal zu vereinfacht wirkt. In „kimmd de liebe“, einem fatalisischen Exkurs über das Naturereignis Liebe, singt Juli Mudra so falsch, dass man eigentlich auf das nächste Stück schalten möchte. Aber es ist der Akt der Verzweiflung, der die Stimme der Liebenden bröcklig und kippend machen lässt. Man sollte aber eigentlich bei einer CD- Produktion voraussetzen können, das der Gesangsteil fehlerfrei intoniert wird, wenn es nicht ein künstlerisches Mittel sein soll. Auch „diddie wa diddie“ gehört ebenso in die Kategorie haarscharfvorbeigesungen. Aber mit diesem Gesangsstil ist in der 60ern ja auch die amerikanische Sängerin Melanie Safka bekannt geworden.

Die Songs sind oft Coverversionen, denen dann geschickt ein bayerischer Text verpasst wurde: „helikopter-mama“ von Neil Young, das Bluestraditional „zeit zum geh“ basieren auf „you gotta move“  oder „d’zeit vergeht langsam“ von Bob Dylan. Der andere Teil der Songs sind Kompositionen von Dietmar Forisch oder Texte von Felix Hoerburger anlässlich seine  100. Geburtstags.

Die Liste der verwendeten Instrumente liest sich wie das who-is-who der Akustikszene: Banjo, Resogitarre, Blechmusikintrumente, Ukelele und eine Reihe von Instrumenten, die in geschickter Weise bayerische Musikkultur mit den Kulturen dieser Welt verknüpft. Die Instrumente spannen den Bogen über Bayerische Volksmusik zum Blues bis hin zum Latinsound. Diese Kombination ist prickelnd und zu keiner Zeit langweilig und setzt einen Gegengewicht zu dem einfachen Gesang in bayerischer Sprache. Für „Zuagroaste“ und Sprachungeübte empfehlen wir zum Mitlesen und Lernen die auf der Webseite  von a daneem hinterlegten Texte

Für Freunde der bayerischen Sprache und internationaler akustischen Musik ist dieses Album „Geschichten aus dem Hinterland“ von a daneem ein Muss.

Beziehbar ist das Album über Rough Trade, BSC Music oder den einschlägigen online CD Dealern.

http://www.adaneem.de

1

Abends auf di 02:47
2 Comes Love/Kimmd de liebe 04:02
3 Oima Bavaria 00:57
4 Unser oida kat 00:40
5 Hinterland 03:10
6 Oima cubana 01:07
7 Ebbs und nix 03:16
8 Time Passes Slowly/Zeit vergeht langsam 02:44
9 Ko ned schlafa – blues 03:37
10 Sie gibt koa ruah 03:23
11 Oima d’New Orleans 01:52
12 Motorcycle Mama (Helikopter Mama) 04:37
13 Graffeloch 03:22
14 Diddie wa diddie 03:40
15 Zeit zum geh 03:24
16 Schpekulier 03:38
17 Fakten I 02:32
18 Fakten II 01:44

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