Tony Vega Band feat. Kai Strauss am 05.10.2016 im Bluesclub Meisenfrei


Mitten in der Woche zog es mich wieder einmal in meinen örtlichen Bluesclub, um mir ein Highlight des Oktoberprogramms zu gönnen. Die Tony Vega Band mit Unterstützung von Kai Strauss.

Das Konzert begann mit einem ungewöhnlichen Effekt – die Künstler betraten die Bühne und es ertönte sehr laute Gitarrenmusik vom Band. Sollte dies dazu dienen, die Zuhörer (und ihre Hörgeräte) auf die zu erwartende Lautstärke einzustellen.

Vom ersten Ton ging es druckvoll mit dem Titelsong „Panic Attack“ von Tony Vegas neuer Scheibe „Black Magic Box“ los. Rockig im Texas-Style wurde dieser Abend eingeleitet. Folgerichtig ging es mit „I´m Leaving You“ dem zweiten Stück seiner Scheibe weiter. Diesen Titel haben die beiden Gitarrenhelden auch auf Kai Strauss´ Platte „I Go By Feel“ gemeinsam aufgenommen. Sie agierten beide kongenial auf der Bühne, spielten sich die Bälle in den Solis zu, voller Achtung füreinander, sich gegenseitig zu Höchstleistungen auf dem Griffbrett peitschend. „Lo Fi Betty“ (das dritte Stück der Vega-Scheibe) machte klar, in welcher Tradition Tony Vega steht – Stevie und Jimmy Vaughn schwebten förmlich über der Szenerie, aber hier wurde nicht plagiiert und die Vorbilder kopiert, sondern Tony Vega zeigt seinen ganz eigenen Stil auf der Gitarre und v.a. mit seiner markanten Stimme, die so herrlich phrasieren kann.

Dass Kai Strauss nicht nur als Sideman an diesem Abend agieren sollte, wurde bereits im vierten Stück deutlich, in dem er das Mikrofon übernahm. Mit „You´re Gonna Need Me“ von Albert King zeigte er sowohl seine gesanglichen als auch seine grandiosen solistischen Fähigkeiten. Da wimmerten die Gitarrentöne förmlich aus dem Fender Bassman und Tony Vega stand ihm mit seinem Fender Super Reverb Amp in Sound und Intensität in nichts nach. So gestaltete sich der Abend in schöner Abwechslung der Stimmen, nach jeweils zwei bis drei Stücken wurde gewechselt. So entstand ein sehr abwechslungsreiches Programm durch die Stile des zeitgenössischen Rhythm’n’Blues. Eben nicht nur der Texas Blues wurde bedient, sondern auch Chicago- und West-Coast-Jump-Nummern konnte man an diesem Abend hören. Es fehlten auch nicht die poppigeren, bluesinspirierten Stücke von Tony Vegas Scheibe „Black Magic Box“  wie „Moody Park“. Besonders gefiel mir auch „Dear Sweet Goodness“ vom gleichnamigen 2003er Album, das auch im zweiten Set gespielt wurde.

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Die beiden Solisten konnten sich auf eine toll eingespielte, unglaublich groovende Rhythmusgruppe stützen, die zum Erfolg des Abends maßgeblich beitrug. Henrik Poulsen am Höfner-Bass und Mads Andersen am Schlagzeug, beide aus Aarhus (Dänemark) stammend, stellten ein fettes Fundament und sichere Basis auf die Bühne. Sie agierten aber nicht als die für die Europa-Tournee eingekauften Band-Legionäre sondern gestalteten das Banderlebnis aktiv mit. Man sah ihnen die Freude am Zusammenspiel mit Kai Strauss und Tony Vega sehr deutlich an.

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Abschließend muss ich, auch wie immer etwas zum Sound im Meisenfrei sagen. Wieder war der Schlagzeugsound von einer solchen Wucht und überbordenden Präsenz gekennzeichnet, dass einige Gäste das Angebot am Tresen, Ohrstöpsel für 50 Cent zu erstehen, nutzten. Die beiden Gitarren waren harmonisch und auch in angemessener Lautstärke gemischt.

Mit der groovenden Rock’n’Roll Zugabe „Knockin´On Your Door“ von Kai Strauss´ letzter CD ging dieser Abend nach zwei einstündigen Sets grandios zu Ende.

Text, Bilder und Video: Torsten Rolfs


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